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Als ich im Sterben lag Autor: William Faulkner

Verlag: Rowohlt Verlag

Sonstiges: Übersetzt von Maria Carlsson

Seitenzahl: 256 Seiten

  • Preisca. 10 €

Als ich im Sterben lag

Ein pathologischer Befund

Der Rowohlt-Verlag ist gerade dabei, einigen amerikanischen Klassikern neues Leben einzuhauchen. Ende September erscheint eine Neuübersetzung des wohl populärsten. Werner Schmidt tätigte die Übersetzung von Hemingways nobelpreisgekrönter Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Stieß bislang die zeitgenössische, aber nicht zeitgemäße und bisweilen holprige Übersetzung von Annemarie Horschitz-Horst auf harsche Kritik, bleibt nunmehr das Urteil der Rezipienten abzuwarten. Bis dahin aber kann der geneigte Leser zur Lektüre von William Faulkners „Als ich im Sterben lag“, übersetzt von Maria Carlsson, greifen. Annie Bundren, die Frau des Farmers Anse, ist gestorben. Allein die Art und Weise ihres Sterbens ist ungewöhnlich, ein langsames Dahinsiechen im Kreise von Familie und Bekannten, indes der älteste Sohn vor ihren Augen den Sarg baut. Dabei kommt jeder zu Wort, der mehr oder weniger beteiligt ist; der Leser wird mit der Kosmogonie eines Kindes ebenso vertraut gemacht wie mit der eines das Schicksal hinnehmenden Vaters – es ergibt sich ein Bild des südlichen, ländlich geprägten Teil der USA in dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zwischen Säkularismus und religiösem Eifer, zwischen Stadt- und Landleben. Als schließlich Annie Bundren gestorben ist, bricht die Familie auf, ihren letzten Wunsch – ein Begräbnis in ihrer Heimatstadt – zu erfüllen. Die Brücke über den Fluss – der Zugang zur Stadt – ist weggespült, und die Familie muss, um mit Karat zu sprechen, mehr als nur sieben Brücken und Hindernisse überwinden, um einmal der helle Schein zu sein. Im Gegenteil: der Zug mit dem vermodernden Kadaver wird zu einer modernen Odyssee. Es ist, als stelle das Schicksal, als stelle Gott persönlich sich der Bundren-Sippe in den Weg. Der Vater nimmt es hin, die Kinder werden, jedes auf seine Art, selbst malträtiert. Und der Leser ist mittendrin (statt nur dabei, ergänzte der gewieft kopierende PR-Mann). Diese unmittelbare Wirkung wird erzielt durch eine besondere Erzähltechnik: den „stream of consciousness“ (Bewusstseinsstrom), der es schafft, eine hohe Authentizität zu erzeugen, weil von Faulkner stilsicher in diesem Werk verewigt – und von Maria Carlsson ebenso stilsicher übersetzt. Der geneigte Leser aber solle nur selbst zum Buche greifen, um diese Technik zu erleben, den Rezensenten in seinem Befunde zuzustimmen oder ihn zu rügen.

Johannes Bolte


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