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Das Reich von dieser Welt Autor: Alejo Carpentier

Verlag: Suhrkamp-Verlag

Sonstiges: Aus dem Spanischen von Doris Deinhard.
Mit einem Vorwort zur Originalausgabe und einem Nachwort von Mario Vargas Llosa.

Seitenzahl: 140 Seiten

  • Preisca. 10 €

Das Reich von dieser Welt

Wirklich wunderbar: Alejo Carpentier – Das Reich von dieser Welt

Wieder einmal ein Buch über eine Revolution in diesem unserem Zeitalter des Fortschritts. Zugegeben, Revolutionen können recht langweilig sein. Im Geschichtsunterricht, versteht sich, ein Gräuel. Gab auch echt zu viel davon. Die Phasen der französischen Revolution? Die Achtundvierziger in Berlin? War Karl Marx ein Revolutionär? Welche Farbe hatten Lenins Socken? Fragen über Fragen, zu beantworten durch das Wälzen dicker historischer Werke, die nicht immer politisch korrekt sind. Was zeichnet Korrektheit aus? Ist es die Bindung an Kategorien der Wirklichkeit? Nein, wie der kubanische Autor Alejo Carpentier bewiesen hat. Die Geschichte mag, wenn man sich nicht die richtigen Fragen stellt, ein großes Potenzial bieten. Carpentier reizt es aus. Haiti zu Beginn des 19. Jahrhunderts (Halt! – ruft vielleicht manch einer – das gab es schon bei Heinrich von Kleist!); aber die Zeit ist in dem Buch „Das Reich von dieser Welt“ nur der Spiegel der Physiognomie des Protagonisten Ti Noel, eines schwarzen Sklaven, der in alle Ereignisse, ohne Rädelsführer zu sein, seltsam verwoben erscheint. Die Sklaven erheben sich unter infernalischem Trommelwirbel. Weiße werden getötet; ihr Besitz geplündert, verbrannt; ihre Frauen geschändet. Auf Verbrechen folgt Strafe. Und die erneute, mit Trommeln intonierte Erhebung einer Jugend ohne Gott unter der Repression des Henri Christophe. Der Erzähler aber wahrt stets Distanz. Die Eindrücke der Sklaven gewinnen dem Thema die neue Perspektive des „wunderbar Wirklichen“ ab. Bei allem Spott Carpentiers in dem Vorwort zu „Das Reich von dieser Welt“ über den Zwang, die Konstruktion, die Künstlichkeit der europäischen Surrealisten ist das Buch doch sehr aufwendig recherchiert. Obgleich der Leser niemals mit Jahreszahlen malträtiert wird, sind die Charaktere und Orte nach bestem Wissen und Gewissen historischen Vorbildern nachempfunden. Mario Vargas Llosa kommt Carpentier in dem im Buch enthaltenen „Nachwort“ hier auf die Schliche. Es sei, wie es sei, das „wunderbar Wirkliche“ ist auf jeden Fall wirklich wunderbar zu lesen.

Johannes Bolte


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