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Die Vermessung der Welt Autor: Daniel Kehlmann

Verlag: Rowohlt Verlag

Seitenzahl: 208 Seiten

  • Preisca. 13 €

Die Vermessung der Welt

Halbgenial vermessen, aber erfolgreich

Literaturverfilmungen sind bisweilen eine seltsame Angelegenheit. Wer den Film sieht, ohne das Buch gelesen zu haben, wähnt sich tief genug in der Materie und mag auf den Buchstabensalat verzichten. Der Leser hingegen fragt sich: Erkenne ich meine Lieblingscharaktere wieder? Entsprechen die Bilder des Filmes meiner Vorstellung? Was wurde verändert, was weggelassen und warum? Die Erwartung des Lesers wird in den seltensten Fällen befriedigt. So wird es manchem vielleicht in der unlängst gelaufenen Verfilmung von Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ gegangen sein, und einige werden ebenso ratlos wie zuvor, schimpfend auf die ollen Kamellen in 3D, aus den Kinosälen gestürmt sein. Das Buch – 2005 erschienen – entbehrt jedoch keineswegs der Aktualität. Denn der zeitliche Rahmen, in dem die Handlung sich bewegt – das letzte Drittel des 18. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – bietet ein wunderbares Panorama – nicht nur für den Historiker, nicht nur über die Entwicklung der Naturwissenschaften, sondern auch und gerade über die Biografie zweier großer Menschen, die sich immer verfehlen und missverstehen, denen die Horizonte ihrer Zeit nicht weit genug, ihre Möglichkeiten nicht groß genug sind und diese deshalb sprengen und erweitern. Die indirekte Rede, der fahle, unterschwellige Humor und nicht zuletzt die exotischen Schauplätze machten den Roman zu einem internationalen Bestseller, der alsbald Eingang in den Kanon der Schullektüre fand. Langeweile, unzusammenhängende Momentaufnahmen und lächerliche Dialoge! – das zumindest schrien seit Erscheinen des Buches einzelne Stimmen, die ersuchten, dem Kehlmann-Hype ein Ende zu machen. Und vielleicht haben sie recht, vielleicht sind sie Bestandteil einer tieferen Wahrheit: Dass Daniel Kehlmann mit der Vermessung der Welt nicht unbedingt sein bestes, aber sein erfolgreichstes Buch geschrieben hat. Dass „Mahlers Zeit“ und „Ich und Kaminski“ zum Beispiel die besseren Bücher sind. Nun aber wird Kehlmann auch gelesen. Und wer will ihm den Erfolg verübeln? Didaktisch wertvoll und im Unterricht lesenswert ist das Buch allemal, und auch darüber hinaus braucht es sich vor manch anderem Bestseller auf dem deutschen Buchmarkt der letzten zehn Jahre nicht zu verstecken.

Johannes Bolte


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