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Teufeliaden Autor: Michail Bulgakow

Verlag: Sammlung Luchterhand

Seitenzahl: 304 Seiten

  • Preisca. 10 €

Teufeliaden

Geschichten, die das Leben nicht schreibt:
Die Satiren des Michail Bulgakow

Wer heutzutage eine Buchhandlung betritt, sieht sich mit einem schier unerschöpflichen Kontingent neuerschienener Schwarten konfrontiert. Sicher schreckt manchen das Überangebot ab, und man fragt sich bisweilen: Wer liest denn so etwas? Wer druckt denn das? Und wer erlaubt, dass es überhaupt gedruckt wird? Immerhin sind wir in dem Vorzug, alles lesen zu können, was wir lesen wollen. Unser Urteil wird von Zensur nicht getrübt. Auch heute ist das nicht überall die Norm. Und in Stalins Sowjetrussland war sie es schon gar nicht. Davon konnte Michail Bulgakow wohl nicht nur ein Lied singen. Zum Glück verzichtete er aber darauf und schrieb stattdessen systemnonkonforme Satiren. In Osteuropa ist sein Roman „Der Meister und Margarita“ wahrscheinlich jedem ein Begriff. Dieser erschien lange nur zensiert, verbreitete sich aber trotzdem rasch und erfreute und erfreut sich noch immer höchster Beliebtheit. Einige von Bulgakows früheren Prosastücke sind in dem Erzählungsband „Teufeliaden“ enthalten. Vieles mag dem Leser hier nur allzu menschlich und alltäglich vorkommen: Die Kündigung eines langjährig Angestellten. Ein Wohnungsbrand. Die sensationslüsterne Presse. Auf der anderen, sehr viel größeren Seite aber wird die Realität in den Geschichten zutiefst erschüttert. Ein seltsamer Doppelgänger eines Schriftführers bringt den armen Angestellten unter Verdacht, mehrere Jungfrauen verführt zu haben. In Moskau stellt ein gewisser Tschitschikow – der Gogol-Lesern nicht unbekannt ist – alles auf den Kopf, während riesige, menschenfressende Schlangen die Stadt zu erobern drohen. Ich will jedoch nicht vorgreifen. Wer nämlich das Buch „Teufeliaden“ in den Händen hält, vermag es sowieso kaum wegzulegen; die Ratlosigkeit, die sich in dem verdutzten Leser einstellen mag, lässt ihn ganze Abschnitte wieder und immer wieder verwundert lächelnd lesen – schließlich ist die Übersetzung ins Deutsche von Thomas Reschke sehr gefällig. Es sind Geschichten, die eine tiefe Wahrheit enthalten, obwohl oder gerade weil sie das Leben nicht schreibt, und am Ende einer köstlichen Lektüre verlangte es zumindest mich, noch einmal den „Meister und Margarita“ zu ergreifen.

Johannes Bolte


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